Stand: 21.05.2015

Geologie des westlichen Bodenseegebietes

 

Allgemeines

Die Landschaftsform des westlichen Bodenseegebietes wurde durch die letzten Eiszeiten geprägt, deren Spuren sich überall in der Landschaft erkennen lassen. Man findet oft sogenannte "Drumlins", in Fließrichtung der Gletscher langgezogene Ovale Hügel. Diese Hügel wurden geformt, weil das sie umgebende Material von Gletschern abgetragen wurde. Eine derartige unter Gletschern entstandene Landschaftsform wird als "Grundmoränenlandschaft" bezeichnet.

An Gestein ist der Molasse-Sandstein vorherrschend. Eine Ablagerung des Jurameeres.

alte geologische Karte aus „Zwischen Bodensee und Donau - Stockach Meßkirch Pfullendorf" Zeitschrift für Badische Heimat Jahresheft 1934

 

Geologische Besonderheiten im Bodenseegebiet, Hegau, Linzgau und Oberschwaben

- Aachquelle:

Größte Karstquelle Deutschlands. Eine der interessantesten geologischen Erscheinungen von der Schwäbischen Alb bis in den Hegau ist die Verkarstung, also die Auflösung des massiven Kalksteins, der die ganze Landschaft bestimmt, was zur Bildung von Höhlensystemen, Trockentälern, Dolinen, Karstquellen und Sinterablagerungen führt. Die Donau zeigt eine weitere  Karsterscheinung, nämlich das Verschwinden eines ganzen Flusses im Untergrund. Bei Immendingen versickert die Donau in den Sommermonaten an mehreren Versickerungsstellen nahezu komplett im Boden, um dann unter Tage als "schwarze Donau", wie die Höhlen-Taucher und -Forscher sie nennen, durch großteils unbekannte Höhlensysteme im Kalkgebirge zu fließen, um schlußendlich wieder im Aachtopf ans Tageslicht zu kommen.

 

- Die Donauversickerung bei Immendingen:

Korrekt müßte es eigentlich "Donauversinkung" statt "Donauversickerung" heißen, da Wasser sich nicht im Erdreich verteilt (versickert), sondern wie man heute weiß in unterirdischen Hohlräumen abfließt um an der Aachquelle (siehe oben) wieder zutage zu treten.

aufgenommen im Juli 2013

- Die 7 Churfirsten:

"Die 7 Churfirsten" (Kurfürsten) ist der alte Name für eine beeindruckende Felsformation in der Nähe von Hödingen bei Überlingen. Der Name rührt daher, dass die Felsen wie Kurfürsten mit Ihren Mützen aussehen. Diese Felsen bestehen aus Knaur-Sandstein, der mit schichten härterem und stabilerem Gesteins durchzogen ist. Die "Mützen" bestehen aus solchem harten Gestein, der das darunterliegende Gestein vor Abtragung geschützt hat.

Die 7 Churfirsten befinden sich im Naturschutzgebiet Sipplinger Dreieck (siehe weiter unten), Wanderweg vom Wanderparkplatz am östlichen Ortsrand von Sipplingen über den Aussichtspunkt Burghalde oder Wanderweg südlich an der Burghalde vorbei.

 

- Felsentäle bei Meßkirch:

Tal mit zahlreichen bizarren Felsformationen, Felsentoren und Kleinsthöhlen. Ganz in der Nähe gibt es die Annenbachversickerung, wo der Annenbach im karstigen Untergrund "verschwindet".

 

 

- Hegauvulkane:

Hegaupanorma mit Hegauvulkanen:

 

Der Höwenegg ist der nördlichste Hegauvulkan. Wegen seiner geschützten Lage im Jura blieb der vulkanische Oberbau über Jahrmillionen erhalten. Im Gegensatz zu den bekannten Kegelbergen des Hegaus ist er deshalb landschaftlich unauffällig. Die basaltische Kraterfüllung wurde bis zum 1979 weitgehend abgebaut. Seit 1983 ist der gesamte Vulkankomplex Naturschutzgebiet.

Weltberühmt wurde der Höwenegg durch Fossilfunde des dreizehigen Urpferdes (Hipparion). Im Immendinger Heimatmuseum können ca. 10 Millionen Jahre alte Originalfunde besichtigt werden.

Durch Basaltabbau vergrößerter Vulkankrater des Höwenegg mit gefrorenem Kratersee:

 

- Marienschlucht:

Eines der bekanntesten Geotope am Bodensee ist die Marienschlucht auf der Halbinsel Bodanrück. Durch Erdrutsche wurden im April 2005 Teile des Weges durch die Schlucht zerstört und die Schlucht wurde infolgedessen für die Öffentlichkeit gesperrt. Unter mithilfe des Geologischen Landesamt Baden-Württemberg wurden Hangsicherungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt und es wurden auch neue Wege und Treppen angelegt. Am 10. Mai 2008 konnte die Marienschlucht wieder geöffnet werden.

Am 6.05.2015 ereignete sich jedoch leider nach starken Regenfällen erneut ein Hangrutsch, der den Weg durch die Marienschlucht auf 20 Meter länge unter mehreren Tonnen Geröll verschüttete. Dabei kam tragischerweise eine Wanderin ums Leben. Seitdem ist der Wanderweg durch die Marienschlucht gesperrt. Aktuelles dazu kann man auf der Internetseite der Marienschlucht finden:  http://www.marienschlucht.de

Der Abdruck eines Fossils? Oder doch nur ein Bruchstück Beton von der Hangsicherung mit dem Abdruck eines Moniereisens?

- Katharinabach - Wasserfälle und Höhle:

Ganz in der Nähe der Marienschlucht, ungefähr 1,2 Km in westlicher Richtung von Kargegg auf dem Bodanrück entfernt, befinden sich zwei Wasserfälle des nach dem ehemaligen Kloster St. Katharina benannten Katharinabaches. Der Katharinabach hat sich hier ein Tal in das Konglomerat-Gestein gegraben. Wenn man von der Mündung des Katharinabaches in den Bodensee ausgeht sieht man bereits den den ersten, mit ca. 6 m Höhe kleineren Wasserfall:

Folgt man dem abenteuerlichen Pfad nach oben, findet man etwas weiter oberhalb den zweiten Wasserfall von ca. 10 Meter Höhe. Bequemer ist dieser hohe Wasserfall allerdings zu erreichen, wenn man von ihn von oben angeht.

Ungefähr auf Höhe dieses zweiten Wasserfalles befindet sich auf der östlichen Seite des Baches eine Kleinsthöhle, die auch in den Top25-Karten des Landesvermessungsamtes verzeichnet ist:

 

- Petersfels mit Petershöhle:

Im Brudertal bei Engen befindet sich die Petershöhle. Benannt nach Oberpostrat Peters, der dort in den 20er Jahren Ausgrabungen durchführte. Es wurden umfangreiche steinzeitliche Funde zutage gefördert. Unter anderem die berühmte "Venus von Engen". Das Brudertal diente eiszeitlichen Rentier-Jägern als ergiebiges Jagdgebiet, da das Wild beim Petersfels die engste Stelle des Brudertals passieren musste. Die Gemeinde Engen hat rund um die Petershöhle einen "Eiszeitpark" errichtet, in dem auf Schautafeln vor allem die Eiszeitliche Fauna erklärt wird. Etwas weiter im Tal befindet sich die Gnirshöhle.

 

- Schmalegger und Rinkenburger Tobel mit Wasserfall:

Im Rinkenburger Tobel bei Schmalleg in der Nähe von Ravensburg findet man ein Paradebeispiel für einen Tobel. So bezeichnet man im alemannischen Sprachraum ein durch Erosion stark eingetieftes Bachtal in weicherem Gestein. Im Gegensatz zur "Klamm", ein Wort das ein Tal in hartem Fels bezeichnet. In dem Fall des Schmalleger und Rinkenburger Tobels haben wir es mit weichem Molasse-Sandstein zu tun.

Tobel im naturbelassenen Bannwald

Wasserfall des Buttenmühlenbaches als Beispiel für rückschreitende Erosion

Als sich nach Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren der Rheinvorlandgletscher aus Oberschwaben zurückzog, waren seine Spuren tief in die Landschaft eingegraben. Das Schussenbecken - die "Gleitschiene" des Gletschers - war bis auf eine Höhe von ca. 400 m ü.n.n. abgschürft worden. an den Rändern hatte sich Molasseschutt abgesetzt, die folge war ein großer Höhenunterschied von bis zu 200 m auf eine Strecke von nur wenigen Kilometern. Durch dieses Gefälle entstanden schnellfliessene Bäche, die sich tief in den weichen Sandstein-Untergrund gruben. Durch diese "rückschreitende Erosion" entstanden die Tobel. Da dieser Erosionvorgang sowohl in die Tiefe, als auch Bachaufwärts erfolg, "wandert" der Wasserfall des Buttenmühlenbaches  auch Bachaufwärts. In den 50 Jahren zwischen 1913 und 1963 verschob sich die Stelle des Wasserfalles um ca. 5 Meter. Dies konnte aus alten Photographien geschlossen werden.

Am besten in Schmalleg auf den Parkplätzen beim Sportplatz parken und dann der Hinweistafel und den ausgeschilderten Wanderwegen folgen.

Die Gegend ist auch geschichtlich äußerst interessant, da sich auf einem langestreckten Sporn mit der "Ringgenburg" (auch Rinkenburg genannt) die flächenmäßig größte Wallburg Oberschwabens befindet. Die Befestigung besteht aus 4 zum teil beeindruckend großen Wällen, die ein gut geschütztes Plateau zwischen dem Rinkenburger und dem Schmalegger Tobel abriegeln. Die Innenfläche der Befestigungsanlage beträgt ca. 12,5 ha.

östlicher Wall der Ringgenburg mit dahinterbefindlichem Bauernhof "Schmuckerhof"

 

- Sipplinger Dreieck:

Die Umgebung von Sipplingen nimmt unter den Uferlandschaften des Bodensees eine geologische Sonderstellung ein. Die ca. 100 m hohen Steilwände im Gewann Stollen (Katharinenfelsen) weichen bei Süßenmühle vom See nach Norden zurück. Der anschließend bewaldete Steilhang zieht sich nach Nordwesten hin, um am Fuße des Haldenhofs wieder nahe an das Seeufer heranzurücken. Dieses im Osten, Norden und Westen durch Felsen und Steilhänge in Dreiecksform umschlossene Landschaft wird als "Sipplinger Dreieck" bezeichnet.
Schmale Bergrücken und steile Hügel, oft mir scharfem Grat oder gar mit bizarren Felsen, erheben sich über talartige Niederungen. Eine geologische Besonderheit in diesem Sipplinger Bruchfeld sind die "7 Churfirsten" (siehe weiter oben). Der westliche Teil des Sandsteinrückens ist in mehrere dünne, 4 bis 7 m hohe Türme aufgelöst. Die ehemals zusammenhängende Felsmasse wurde in der Nacheiszeit durch Regen und Wind je nach Festigkeit des Gesteins verschieden rasch abgetragen.

 

- Sipplingen, Geologischer Lehrpfad:

Im Norden Sipplingens, am Fuße des Burgberges auf dem auch die Burgruine Hohenfels steht, beginnt ein geologischer Lehrpfad. Erläutert wird dieser von Tafeln, die von Studenten des geographischen Lehrstuhles an der Universität Freiburg erstellt wurden. Wie auch die Tafel bei den Heidenhöhlen von Zizenhausen bei Stockach.

 

 

- Wasserburger Tal:

Im Wasserburgertal (ungefähr zwischen Aach und Hohnstetten im Hegau) befinden sich zahlreiche Felsformationen und Kleinsthöhlen. In einer davon wurden durch den damaligen Kreisarchäologen Dr. Jörg Aufdermauer Scherben latènezeitlicher Keramik entdeckt.

Bildstockfelsen im Wasserburgertal mit 3 Kleinsthöhlen

Höhlenruine im Finsterwäldle in einem Seitental des Wasserburger Tals. Eine ehemalige Kalkstein-Schachthöhle. Nach dem man durch den niedrigen Eingang gekrochen ist, steht man in einem größeren Höhlenraum dessen Decke soweit abgetragen ist, das durch einen großen Felsspalt Licht in die Höhle dringt.

 

 

Literatur Quellen: 

1934 "Zwischen Bodensee und Donau - Stockach Meßkirch Pfullendorf" - Zeitschrift Badische Heimat Jahresheft 1934

1936 "Überlinger See und Linzgau" Zeitschrift Badische Heimat Jahresheft 1936

1951 "Landschaftsgeschichte von Bodensee und Hegau" von Prof. Dr. Ludwig Armbruster; Biene-Verlag, Lindau; 224 Seiten

 

externe Links: 

http://www.vulkane-im-hegau.de  Eine Seite des Geologen Dr. Matthias Geyer

 

zurück zur Startseite